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Destruktive Elterntrennung

Du befindest dich in einer destruktiven Trennungssituation mit dem anderen Elternteil deines Kindes und die Situation belastet dich? Du must dich um viele Dinge gleichzeitig kümmern und weißt gar nicht wann du welche Angelegenheit zuerst erledigen sollst? Gleichzeitig möchtest du dich gut um dein Kind kümmern und es vor den Belastungen schützen. Weil dich dein Leben momentan so herausfordert, blickst du sorgenvoll in die Zukunft.

Eine konfliktreiche Trennung vom anderen Elternteil kann äußerst belastend sein, insbesondere wenn destruktive Persönlichkeitsmerkmale im Spiel sind. In solchen Situationen benötigst du eine umfassende und ganzheitliche Unterstützung und Beratung, um die Herausforderungen zu meistern und die bestmögliche Lösung für dich und deine Kinder zu finden. 

Vielleicht arbeitest du auch mit betroffenen Familien zusammen und erlebst eine erhebliche Arbeitsbelastung. Du hast das Gefühl, alles dreht sich im Kreis? Mitarbeitende der Jugendhilfe, der Justiz, der KiTas und der Schulen stehen oft vor komplexen und multifaktoriellen Problemlagen.

Bei destruktiven Elterntrennungen sind die betroffenen Familien mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, die weit über das normale Maß an Meinungsverschiedenheiten einer üblichen Trennung hinausgehen. Die Dynamiken solcher Trennungen sind komplex und beinhalten intensive emotionale Belastungen, destruktive Auseinandersetzungen bis hin zu häuslicher Gewalt. 

Viele staatliche Unterstützungsangebote für betroffene Familien sind unzureichend und oft nicht auf die individuellen Bedürfnisse von Eltern und Kindern zugeschnitten. Ganzheitliche Ansätze, die psychische, soziale und finanzielle Aspekte berücksichtigen, fehlen häufig. Besonders problematisch ist, dass Programme wie Elternberatung oder Mediation in Fällen von häuslicher Gewalt oder Mobbing zu Retraumatisierungen führen können. Gewalt endet nicht automatisch mit der Beziehung – sie kann in verschiedener Form fortbestehen, etwa durch Unterhaltsverweigerung, Sorgerechtsmissbrauch oder psychischen Druck. Diese Dynamiken belasten die gesamte Familie und wirken sich besonders schwer auf die Kinder aus.

Hinwirken auf Einvernehmen

Im FamFG steht nicht die Schuldfrage im Fokus, sondern das Einvernehmen beider Elternteile (§ 156 FamFG). Viele Interventionen zielen daher auf gemeinsame Beratung oder Mediation ab. Doch bei häuslicher Gewalt oder Machtungleichgewichten ist es wichtig, die Grenzen kooperativer Elternschaft zu erkennen und eine parallele Elternschaft mit klarer Abgrenzung zu fördern. Andernfalls können betroffene Elternteile in Beratungen oder Gerichtsverhandlungen erneut Opfer von Machtmissbrauch werden. Unterschwellige Provokationen und Kontrollversuche bleiben oft unbemerkt und setzen sich über Kinder oder Gerichtsverfahren fort. Aber auch ohne Gewalt ist eine Einigung oft schwierig und belastend, sowohl für Fachkräfte als auch für Eltern. Der Weg zur Lösung wird selten hinterfragt, selbst wenn diese unter unfairen Bedingungen zustande kommt. Dies kann die Kooperationsbereitschaft überfordern und das Vertrauen in den Rechtsstaat erschüttern.

Das Label Hochstrittigkeit

Oft werden betroffene Familien im Kontext familienrechtlicher Verfahren als „hochstrittig“ oder „hochkonflikthaft“ bezeichnet, wenn es nach einer Trennung zu gerichtlichen Auseinandersetzungen über Themen wie Kontaktzeiten, Unterhalt oder den Aufenthalt des Kindes kommt. In vielen Fällen destruktiver Trennungen ist jedoch häusliche Gewalt ein zentraler Faktor, der die Intensität und Dynamik der Konflikte bestimmt. Gewalt kann dabei verschiedene Formen annehmen – finanziell, physisch, emotional oder psychologisch – und hat tiefgreifende Auswirkungen auf alle Familienmitglieder, insbesondere auf die Kinder. Das pauschale Etikett „hochstrittig“ übersieht häufig diese gewaltbedingten Aspekte und verhindert, dass notwendige Schutzmaßnahmen für die Opfer ergriffen werden.

Destruktive Persönlichkeitsmerkmale verhindern eine kooperative Elternschaft

Subklinische Formen von Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie können die Dynamik von Elternbeziehungen erheblich negativ beeinflussen, werden jedoch in familiengerichtlichen Verfahren oft ignoriert. Stattdessen werden beide Elternteile häufig pauschal als „unverbesserliche Streithähne“ stigmatisiert, ohne die destruktiven Motive, wie Machtausübung oder Vergeltung, zu hinterfragen. Studien zeigen, dass solche Persönlichkeitsmerkmale mit einer geringen Kooperationsbereitschaft einhergehen, was zu langwierigen und kostspieligen Konflikten führt. Besonders Frauen geraten dadurch oft in finanzielle und psychische Notlagen, die teils gezielt herbeigeführt werden.

Um Familien angemessen zu unterstützen, benötigen Fachkräfte fundiertes Wissen, spezifische Schulungen und Ressourcen, um destruktive Verhaltensweisen zu erkennen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Dies hilft nicht nur den Eltern, sondern schützt auch die Kinder vor den Auswirkungen andauernder Konflikte.